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Doppelbödigkeit
Der Terror und politische Druck des stalinistischen Musiklebens trafen 1936 Dmitri Schostakowitsch direkt. Der offenen Androhung von Konsequenzen konnte sich der Komponist nur entziehen, indem er sich als Geläuterter gab – die Fünfte war der Versuch einer öffentlichen Rehabilitierung. Doch ist die Interpretation der Symphonie nie eindeutig: Richtet sich der Militärmarsch im ersten Satz gegen äußere Feinde oder vielmehr gegen den sowjetischen Terror selbst? Führen Ländler und Blaskapelle im zweiten Satz das System Stalins ad absurdum? Wem gilt der bewegende Klagegesang des dritten Satzes? Und wirkt der Jubel des Finales nicht, wie Schostakowitsch später behaupte, wie »unter Drohungen erzwungen«?
Veranstalter: Sächsische Staatskapelle Dresden