“Jonathan Nott, der neue Chefdirigent in Genf, wurde in seiner Zeit in Bamberg lange unterschätzt. Jetzt darf und kann er dank diesem Lockdownstreaming der ganzen Welt vordirigieren, und er zeigt es großartig: zugreifend verträumt, treibend weltverloren, romantisch modern, klangsinnlich strukturalistisch. Nott kann solche Antagonismen leicht und selbstverständlich herstellen. Die braucht es für den "Pelléas", und deshalb ist seine Lesart durchgehend magisch.” Reinhard J. Brembeck, Süddeutsche Zeitung, 19.01.2021
Unter den weltweit interessantesten Dirigenten nimmt Jonathan Nott aufgrund der schier unglaublichen Vielseitigkeit seiner Begabung eine Sonderstellung ein. Nicht nur ist er, der als Chefdirigent der Bamberger Symphoniker in 16 Jahren mehr als unglaubliche 470 verschiedene Werke dirigierte, berühmt für die Kraft, Klarheit und intellektuelle und emotionale Tiefe seiner Interpretationen des gesamten symphonischen Repertoires von Schubert und Bruckner bis Mahler und Schostakowitsch. Er genießt auch den Ruf eines außergewöhnlichen Interpreten zeitgenössischer Musik, was ihm die persönliche Freundschaft und Dankbarkeit von Komponisten wie György Ligeti, Luciano Berio, Pierre Boulez, Helmut Lachenmann, Karlheinz Stockhausen sowie aller namhaften Komponist*innen seiner eigenen Generation eingebracht hat, deren Werke er mit dem Ensemble Modern, dem Ensemble Intercontemporain, der Jungen Deutschen Philharmonie und zuletzt mit seinem Orchestre de la Suisse Romande (OSR), das moderne Musik seit der Zusammenarbeit mit Ernest Ansermet in seinen Genen hat, zu allseits bewunderter Aufführung brachte.
Damit nicht genug, stellt er als Chefdirigent des OSR, wo sein Vertrag zur Freude des Orchesters und des Publikums auf Lebenszeit verlängert wurde, seine interpretatorische Tiefe und Stilsicherheit auch im Opernrepertoire unter Beweis, und findet damit international höchste Anerkennung. Es ist daher selbstverständlich, dass er mit allen großen Orchestern der Welt und fast allen namhaften Solist*innen zusammengearbeitet hat, und auf eine lange Liste preisgekrönter Aufnahmen bei Herausgebern wie TUDOR, SONY, dem japanischen Label OCTAVIA, und aktuell drei bahnbrechende Aufnahmen (in 9.1 Auro 3D) mit dem OSR und PENTATONE stolz sein kann.
Ebenso wundert es nicht, dass er vor allem in Japan, wo er langjähriger Chefdirigent des Tokyo Symphony Orchestra ist, den Status eines Popstars genießt. Seine überbordende Kreativität äußert sich hier auch in komplett neuen Konzertformaten in Corona-Zeiten.
Es ist Jonathan Nott ein persönliches Anliegen, junge Musikerinnen und Musiker zu fördern und auszubilden. Zu diesem Zweck ist er noch bis 2024 Erster Dirigent und Künstlerischer Berater bei der Jungen Deutschen Philharmonie, regelmäßig Gast beim Gustav Mahler Jugendorchester, und rief, zusammen mit Marina Mahler und Paul Müller, die Mahler Conducting Competition ins Leben. In seiner freien Zeit arbeitet er, als führender Mahler-Interpret seiner Generation, gemeinsam mit dem international berühmten Designer Peter Schmidt, an einem Multimedia-Buch über seine persönliche Analyse und Interpretation von Gustav Mahlers Werk.