Andreas Reize stammt aus einer kirchlich und musikalisch geprägten Familie im schweizerischen Solothurn. Er war Sänger bei den Singknaben der St. Ursenkathedrale und beschloss bereits während seiner Zeit im Knabenchor, Dirigent zu werden. In Bern, Zürich, Luzern, Basel und Graz studierte Andreas Reize Kirchenmusik, Orgel, Klavier-Pädagogik und Cembalo sowie Chor- und Orchesterleitung. Wegweisend für seine Entwicklung waren die Studienjahre bei Johannes Prinz in Wien und Graz sowie die Begegnungen mit dem Pionier der Originalklangbewegung Nikolaus Harnoncourt bei Hospitationen am Opernhaus Zürich und an der Styriarte Graz.
2001 gründete Andreas Reize das cantus firmus vokalensemble und consort und 2006 den cantus firmus kammerchor. Seit 2006 ist er Musikdirektor der „Oper Schloss Waldegg“, eine vom cantus firmus consort präsentierte, zweijährlich stattfindende Barockopernproduktion. Die MonteverdiTrilogie mit „Orfeo“ 2017, „Il ritorno d’Ulisse in Patria“ 2019 fand mit „L’incoronazione di Poppea“ 2021 ihren Abschluss. Die komplette Einspielung der Neapel-Fassung ist im Sommer 2022 bei Rondeau Production Leipzig erschienen und wurde von der Kritik sehr gelobt. Die Aufnahmen von „Le Devin du Village“ und „Apollo e Dafne“ mit cantus firmus sind beim deutschen Label cpo als CD erschienen.2019 und 2021 stand Andreas Reize am Pult des Theaters Biel-Solothurn und realisierte mit grossem Erfolg „Dido and Aeneas“ von Henry Purcell und „Zaïs“ von Jean-Philippe Rameau. Gastdirigate führten ihn ans Nationaltheater Mannheim, zum Tonhalle-Orchester Zürich und zum Schweizer Kammerchor. Dazu kamen Einladungen mit cantus firmus zu den Internationalen Sommerfestspielen für Alte Musik Innsbruck, den Migros-Klubhauskonzerten, den Bachwochen Amsoldingen und zur Abonnementsreihe des Bieler Sinfonieorchesters.
Im Jahr 2007 übernahm Andreas Reize die Singknaben der St. Ursenkathedrale Solothurn, den ältesten und zugleich modernsten Knabenchor der Schweiz. Vierzehn Jahre lang leitete Reize jenen Chor, in dem er selbst seine musikalische Grundausbildung erfahren hatte und beschritt mit ihm alte und neue Wege. 2016 und 2018 erschienen beim Label Rondeau Production Leipzig die beiden Singknaben-CDs „Now sleeps the crimson petal“ und „Sing a cappella!“. Die WeihnachtsCD wurde vom amerikanischen Chorverband ausgezeichnet. Von 2011 bis 2021 leitete er den Zürcher Bach Chor und den Gabrielichor Bern.
Im Herbst 2021 wurde Andreas Reize vom Leipziger Stadtrat als 18. Thomaskantor nach Johann Sebastian Bach zum musikalischen Leiter des THOMANERCHOR Leipzig berufen. In den Motetten und Gottesdiensten in der Thomaskirche führt Andreas Reize mit dem Thomanerchor und dem Gewandhausorchester wöchentlich eine Bach-Kantate auf. Dabei experimentiert er mit verschiedenen Aufstellungen und Besetzungen nach historischem Vorbild. Zudem ist Reize für die Konzerte und Oratorienaufführungen des Thomanerchores verantwortlich und gastiert mit dem Chor neben der Thomaskirche Leipzig in den Musikzentren weltweit und bei Festivals im In- und Ausland.
Im November 2022 leitete Andreas Reize die erste Auslandstournee der Thomaner nach der Corona-Pandemie mit Konzerten in Helsinki und Tampere in Finnland. Hinzu kommen regelmäßige Fernseh-, Runfunk- und CD-Produktionen mit dem THOMANERCHOR Leipzig, wie die der h-Moll-Messe BWV 232 und des Weihnachtsoratoriums BWV 248 von Johann Sebastian Bach im Jahr 2022. Eine CD mit Stücken der traditionellen Weihnachtsliederabende des Thomanerchores erscheint im Oktober 2023. Die erste Fassung von Bachs Johannespassion BWV 245 von 1724 wurde von Andreas Reize mit dem Thomanerchor und der Akademie für Alte Musik Berlin nach dem aktuellen Stand der Musikwissenschaft im März 2023 eingespielt und wird 2024 erscheinen. Zusätzlich zu seinen Tätigkeiten beim Thomanerchor ist Andreas Reize seit März 2022 als Dozent für Chorleitung an der Hochschule für Musik und Theater „Felix Mendelssohn Bartholdy“ Leipzig tätig. In der Spielzeit 2024/25 wird Andreas Reize als Dirigent an der Oper Leipzig debütieren.