App-Texte

Hier findet ihr die Texte aus der App:

Gustav Holst Die Planeten 51 Minuten

1 Mars, der Kriegsbringer (Allegro)

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Holst beginnt seine Orchestersuite „Die Planeten“ mit dem Mars. Über die Gründe, warum er diesen Planeten zuerst auswählte, sind sich die Kritiker:innen nicht einig. Dass manche meinen, den Rhythmus des Krieges zu hören (auch im Jahr 1914), ist reiner Zufall, laut Holst.

01:20 Forte tutti
Tuben und Posaunen greifen den Rhythmus von Pauken und Streichern auf. Aus der neu gebündelten Energie entsteht eine verzweifelt klingende Melodie: Der Rhythmus setzt erneut höher und höher an.

02:13 Rhythmisch nach Ausbruch
Mit einem deutlichen Puls als Begleitung setzt die Tuba mit der Melodie ein. Die anderen Bläser, die Trompeten, kommentieren. Fast schon festliche Klänge, als die Piccoloflöte (kleine Flöte) einsetzt, aber dann ...

03:20 Nach Höhepunkt, sanfte Bässe
Das entartete Fest brummt in sanften Bässen nach. Die Melodie schwingt auf und ab, lauter und leiser, wie ein rauschender Wind vor dem Sturm. Die kurzen, sich wiederholenden Töne der Trompeten verstärken die drohende Gefahr.

04:26 Höhepunkt Rhythmus mit Pauken
Auf dem Höhepunkt erklingt das Orchester wie ein Schlussakkord. Aber ein Ende ist nicht in Sicht: Der Planet Mars dreht sich und brennt hell. Als wolle Holst seine extreme Schüchternheit kurz übertönen, bringt er das Orchester zum Tosen.

05:18 Trompete mit weichem Klang.
Als der dröhnende Rhythmus plötzlich nachlässt, ergreifen die Trompeten das Wort. Sie spielen die Melodie der Tuba, einschließlich der Kampfeslust. Dann hören wir erneut die beschwingte Melodie, wieder so verzweifelt wie am Anfang.

06:18 Höhepunkt langer Ton
Nach dem Höhepunkt ist offensichtlich etwas verändert. Die Geigen scheinen für einen Moment durcheinander zu sein: ihre hohe, romantische Melodie nimmt eine nervöse Wendung. Dann endet Mars, der Kriegsbringer, kraftvoller als er begonnen hat.

2 Venus, die Friedensbringerin (Adagio)

08:59

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Die Hörner kündigen mit hellem Klang Venus an, den Planet der Liebe. Der Kontrast zum Mars ist groß. Nach Ansicht der altgriechischen Astrologen repräsentiert jeder Planet den Willen eines Gottes und dessen Einfluss auf die Menschheit.

01:19 langer Flötenton, dann Horn
Wieder hören wir die klaren Hörner. Während ihre fragende Melodie in die Höhe steigt, spielen die Flöten in absteigender Linie. Holst scheint auf diese Weise einen neuen Raum zu schaffen, eine Art Niemandsland im Weltraum.

02:11 Geigensolo
Eine Geige ergreift im entstandenen Raum das Wort. Ist es Venus selbst, die Göttin der Liebe und der Fruchtbarkeit? Ihre Melodie klingt beruhigend und romantisch. Gleichzeitig wiederholen die Bläser leidenschaftlich ihre Töne.

03:00 Oboensolo
Die Oboe wiederholt den letzten Teil der Geigenmelodie, woraufhin sie gemeinsam in die Höhe steigen.

Dass diese Suite von Holst sofort zu seiner populärsten Komposition wurde, enttäuschte ihn hin und wieder: „Ich habe weitere und bessere Werke geschrieben.“

03:54 Einsatz der Oboe, Solo
Die Melodie der Oboe wird von der Klarinette fortgesetzt. Im Orchester erklingen Hoffnung und Erwartung, wie ein neuer Lebensabschnitt für den Komponisten. Aber warum dann der Akkord voller Reibungen?

04:56 Ruhige Viertel (Adagio)
Harfe und Fagott setzen das Tempo des Anfangs ruhig und regelmäßig fort. Dann, nach dem „Schlag“ der Celesta (Tasteninstrument mit dem Klang eines Glockenspiels), hören wir erneut die Anfangsmelodie des Horns.

05:59 Höhepunkt nach Cello
Die Geigen spielen mit Dämpfer, wodurch ihre hohe Melodie nasaler und leiser klingt. Als Hinweis in der Partitur schreibt Holst „morendo“ (verklingend). Er gehörte zu den Ersten, die einen derartigen „Fade-out“ einsetzten.

06:59 Bass auf 1. Zählzeit, hohe Flöte
Mit tiefen Bässen als Kontrast scheinen Flöten und Celesta der Sonne zum Durchbruch zu verhelfen. In den Sonnenstrahlen wiegend, erkennen wir deutlich, dass Holst zahlreiche (Film-)Komponisten nach ihm inspirieren konnte.

07:56 Flöten in Vierteln
Die letzten süßen Klänge der Venus stammen von Celesta und Geigen. Nicht nur die Lautstärke lässt Holst verklingen – auch das Tempo scheint sich zu verlangsamen, wie eine Spieluhr, die sanft stoppt, sobald das Kind eingeschlafen ist.

3 Merkur, der geflügelte Bote (Vivace)

04:02

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Merkur gehört der kürzeste und schnellste Teil dieser Suite. Holst verwendete zunächst nur den zweiten Teil der Bezeichnung; dieser dritte Satz hieß entsprechend „Der geflügelte Bote“. Dies erklärt den Schwung, den wir hören.

00:59 Einsatz der Geige
Oboe und Flöte wiederholen die aufgeregte Melodie der Geige. Auch die Celesta lässt mit ihrem Glockenklang von sich hören. Mit Merkur, dem Beschützer der Natur, scheint Holst vor allem in diesem Satz den Vögeln eine Stimme zu geben.

01:55 Sanfter langer Ton
Die Lebhaftigkeit kommt kurz in einer Fermate (Halt, der so lange dauert, wie der Dirigent angibt) zum Stillstand. Anschließend nimmt das Fagott den Satz mit tiefen Tönen wieder auf. Holst lässt das Orchester vor Lebenslust sprühen.

03:07 Abschluss mit Pauken
Die Celesta ist mit dem Abschluss durch die Pauken nicht einverstanden. Wieder lässt sie ihre entschiedenen Glockenklänge ertönen. Dann hören wir wieder kurz die Geigenmelodie; doch hier endet dieser Satz virtuos und flüchtig.

4 Jupiter, der Bringer der Fröhlichkeit (Allegro giocoso)

08:03

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Als inspirierender Mentor aller Götter klingt Jupiter stolz, schnell und schwungvoll. In diesem mittleren Satz der Suite prahlt Holst mit besonders vielen Hörnern. Die Trompeten scheinen etwas ankündigen zu wollen – vielleicht eine Melodie?

01:01 Höhepunkt: kurze Note
Geigen und Celli spielen zunächst eine kraftvolle Melodie und werden dabei von mehreren Hörnern begleitet. Erst mit dem Einsatz der Flöten und der anderen Holzbläser entsteht mehr Leichtigkeit: Die Celli spielen kurz pizzicato (gezupft).

01:59 Wieder Bläser nach Streichern
Das ganze Orchester lässt sich vom Puls der Streicher anstecken. Die Betonung ist auf jedem ersten Grundschlag (von drei), sodass sie das ganze Orchester wie in einem Karussell tanzen lassen. Aber wie lange soll das so weitergehen?

03:02 Streicher Melodieeinsatz
Wieder sind es die Streicher und Hörner, die mit einer neuen Melodie einsetzen – und diese ist weltberühmt geworden. Holst schrieb sie genau so, damit ein Lobgedicht dazu gesungen werden kann. Mit der Hand auf dem Herzen.

04:11 Neuer Satz mit Auftakt
Holst lässt das Finale seines ehrwürdigen Liedes in seiner ganzen Pracht erklingen. Ganz deutlich: Jupiter ist der einzige wahre Meister unter den Planeten. Das gesamte Orchester stimmt einstimmig zu.

05:00 Plötzlich sanfter
Der Schlussakkord bleibt aus. Stattdessen erklingen subtile, lebendige Töne wie im vorherigen Satz. Alle Bewegungen enden erneut im Triumph, in einer Atmosphäre olympischer Athleten und Gewinner.

06:03 Schlag, dann Einsatz der Streicher
Der Schlag des Tamburins ist das Startzeichen für Streicher und Bläser, um die kraftvolle Melodie erneut zu spielen. Allerdings jetzt einen Ton tiefer als beim ersten Mal, was ihm etwas mehr Gewicht verleiht.

07:06 Trompeteneinsatz hoch
Fliegende Partikel verwandeln diesen Abschluss in ein wirbelndes Karussell. Dann, mitten im Chaos, hören wir plötzlich die Trompete ein Fragment des bekannten Liedes spielen. Jupiter kann und wird siegen.

5 Saturn, der Bringer des Alters (Adagio)

09:36

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Saturn steht für Vater Zeit, der langsam (Adagio), aber unerbittlich das Alter bringt. Tiefe Bässe spielen lange, bedrohliche Töne, während Harfen und (Alt-)Flöten das Tempo vorgeben.

01:06 Einsatz der Oboe
Die Oboe wiederholt die aus zwei Tönen bestehende Geigenmelodie. Wie vielsagend ein paar Töne sein können, hat Holst von seinem Zeitgenossen Schönberg gelernt. Auch Heckelphon (tiefe Oboe) und Horn wiederholen die kurze Melodie, als würden sie das Geheimnis verstehen.

01:58 Posaunen
Zwei verschiedene Posaunen (Tenor und Bass) spielen ihre Melodie. Klingt in dem harmonischen Zusammenspiel etwas wie Hoffnung? Holst selbst begann Posaune zu spielen, als eine Erkrankung seiner Hand für ihn das Klavierspiel unmöglich machte.

03:05 Absteigende Tuben
Eine absteigende Linie der Basstuba läutet eine neue Stimmung ein. Nähern wir uns jetzt dem Astrologischen, dem Klang des Universums? Dann spielen die Flöten eine leise fortschreitende Melodie à la Bach. Holst verehrte diesen alten Meister.

04:16 Klarinette beginnt
Die gezupften Noten der Celli und Bässe werden nun laut gestrichen und schreiten in riesigen Schritten voran. Für einen Moment scheint es, als wolle Saturn mit dem imposanten Jupiter konkurrieren. Auch in der Größe unterscheidet er sich nur um einen Ring.

05:16 Geigen Sekunde (gleich)
Nervös lassen die Streicher ihre Besorgnis erklingen. Wieder verfügt die Melodie nur über zwei Töne, die diesmal durch ihre Geschwindigkeit beunruhigen. Die Glocken schlagen immer leiser wie eine Uhr, die aus dem Konzept geraten ist.

06:22 Tiefe Bläser, dann rhythmisch
Das Orchester ist zur Ruhe gekommen, aber die Bedrohung bleibt in den langen Basstönen spürbar. Leise setzen Flöten und Harfen wieder mit hohen Tönen ein, die an tickende Armbanduhren erinnern.

07:38 Unruhige Harfen
Die Töne von Harfen und Flöten laufen nun schnell durcheinander. Das leichte Chaos, das dabei entsteht, führt uns das Universum mit all seinen fliegenden Partikeln noch einmal kurz vor Augen. Dann spielen die beiden Posaunen erneut zusammen, jetzt tiefer.

08:33 Nach „Atmen“ wieder Geigen
Ganz kurz hört man eine Atempause im ganzen Orchester. Die tiefen Bässe wirken jetzt etwas weniger bedrohlich, da die Geigen so hoch spielen. Immer höher steigen die Streicher auf, in die dünne Luft der Höhen.

6 Uranus, der Magier (Allegro)

06:04

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Dieser Satz Uranus erhielt als zweiten Titel „der Magier“. Sofort klingt es, als wolle der Planet seine Kraft und sein Können unter Beweis stellen: Vier kraftvolle Töne der Blechbläser (Trompeten, Posaunen und Tuben) erklingen anfangs.

00:53 Geigen gebundene Töne
Etwas von der Leichtigkeit, die wir bei Merkur gehört haben, findet sich hier wieder. So webt Holst ein unsichtbares Band zwischen den Sätzen der Suite. Dann setzen Streicher mit einer schwungvollen, verfremdenden Melodie ein.

01:57 Höhepunkt mit Becken
Die Geigen halbieren plötzlich die Geschwindigkeit, als ob Vater Zeit gekommen wäre, um uns zu warnen. Dann nimmt Uranus' Zauberei langsam wieder Fahrt auf. Holst entscheidet sich in diesem Satz für die hohe Piccoloflöte (kleine Flöte) statt der Altflöte.

04:20 Höhepunkt langer Ton
Nach dem Höhepunkt wird es auf Uranus ruhiger. Auch hier ist etwas von der dünnen Luft um Saturn zu spüren. Einen Moment lang scheinen die Streicher eine romantische Melodie anzustimmen. Eine Anspielung auf die Venus, den langsamen zweiten Satz?

05:10 Aufkommende Pauken
Der Wirbel der Pauke klingt inzwischen vertraut. Die Blechbläser lassen ein letztes Mal ihre mächtigen Töne erklingen, bevor Holst das Ende dieses Satzes wie bei einem Zaubertrick verschwinden lässt.

7 Neptun, der Mystiker (Andante)

07:45

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Den letzten Satz der Suite bewahrte Holst für Neptun und nannte ihn „Der Mystiker“. Vier Jahre vor seinem Tod (1930) wurde der Planet Pluto entdeckt. Holst dachte nicht einen Moment daran, einen weiteren Satz zu schreiben.

00:52 Oboensolo
Hell und hoch beginnt die Oboe eine Melodie. Bald schon übernehmen Geigen, Harfen und Celesta und hüllen sie in einen geheimnisvollen Schleier. Wie ein langer, sanfter Wind erklingen die Töne immer wieder.

01:56 Celesta hohes Klingeln
In den höchsten Tönen der Celesta hört man deutlich den metallischen Klang, allerdings leiser als bei einem Glockenspiel. Der Filmkomponist John Williams ließ sich von Holsts Melodien und Klängen für den Film „Star Wars“ inspirieren.

02:52 Posaunen und Harfe
Die langen Töne der Posaunen werden von klangvollen, sich wiederholenden Harfen begleitet. In diesem Teil bildet Holst (ungewöhnliche) Gruppen von jeweils fünf Zählzeiten. Dadurch schafft er ein zusätzliches Gefühl von Raum.

03:52 Celli
Die Celli setzen mit einer Melodie ein, die nahezu sofort von den Oboen übernommen wird, welche sich gemeinsam in der Tonhöhe steigern. Es scheint die Ankündigung eines bemerkenswerten Klangs zu sein: der menschlichen Stimme.

04:54 Chor nach Geigen
Der Chor unterbricht die romantische Geigenmelodie mit verfremdenden, nicht irdischen Klängen. Holst verwendet viele sich wiederholende Muster, die mehr als ein halbes Jahrhundert später als „Minimal Music“ bezeichnet würden.

05:48 Stimmengewirr des Orchesters nach dem Refrain
Mit virtuosem Stimmengewirr spielt das Orchester seine letzten Töne. Dieses Werk wurde durch sein Fade out berühmt. „Unvergesslich“, so Holsts Tochter, „wie es keinen Unterschied mehr zwischen Klang und Stille zu geben scheint“.

Text: Marike Verheul