App-Texte

Hier findet ihr die Texte aus der App:

Alisson Kruusmaa

Fünf Arabesken

Arabesque Nr. 1: molto cantabile, con rubato

Dauer: 3:30

0:00 Beginn

Die Bratschen beginnen ganz alleine und wie aus dem Nichts, was durch den Einsatz von Dämpfern noch verstärkt wird. Zusammen mit der einsamen Melodie entsteht eine sehnsuchtsvolle Stimmung.

1:25 Einsatz Violinen 1

Violinen und Celli steigen nach und nach fast unbemerkt in die Melodie ein. Eine besondere Stimmung wird vor allem durch das Auf- und Abschwellen einzelner Töne erzeugt.

2:15 Einsatz Kontrabässe

Mit dem Einsatz der Kontrabässe scheint sich der Klangraum zu öffnen, die Instrumente agieren nun immer unabhängiger voneinander. Die Musik scheint daraufhin in einem gedehnten, geheimnisvollen Klang zu verschwinden.

Arabesque Nr. 2: distantly, con rubato

Dauer: 3:00

3:53 Beginn Nr. 2

Die Violinen spielen Arpeggien (aufgebrochene Akkorde), die wie Wind durch den Saal streifen. Bratschen und Celli spielen darunter fast unhörbare Motivfragmente, die dann von den Violinen kräftiger wiederholt werden.

5:10 Einsatz Violinen

Die „Five Arabesques“ wurden durch Gedichtzeilen von Hermann Hesse inspiriert: „Anmutig, geistig, arabeskenzart / Scheint unser Leben sich wie das von Feen / In sanften Tänzen um das Nichts zu drehen / Dem wir geopfert Sein und Gegenwart.“

Arabesque Nr. 3: sempre con rubato

Dauer: 2:30

7:14 Beginn Nr. 3

In der Arabesque No. 3 spielen die tiefen Streicher „col legno“. Dieser perkussive Klang entsteht durch das anschlagen der Instrumentensaiten mit der Bogenstange anstatt, wie normalerweise, mit den Bogenhaaren.

8:26 neuer Einsatz Violinen 2

Die Violinen scheinen sich flimmernd über den perkussiven Klang legen zu wollen. Nach und nach setzen sie neu an und bäumen sich auf, bevor sie sich doch den tiefen Streichern geschlagen geben.

Arabesque Nr. 4: molto cantiablie , espressivo

Dauer: 2:10

10:02 Beginn Nr. 4

Die vierte Arabesque erinnert mit den Arpeggien (aufgebrochene Akkorde) stark an die zweite. Die Celli beginnen mit ungestümen Läufen aufwärts. Eine mystische Stimmung entsteht, die sich immer weiter steigert.

11:16 Bratschenlauf

Arabesken sind ursprünglich orientalische Ornamente, also Verzierungen in Kunstwerken. In der Musik beschreiben sie Stücke mit einer freieren Form und einem grazileren Klang, wie hier zu hören ist.

Arabesque Nr. 5: sempre con rubato

Dauer: 4:10

12:31 Beginn Nr. 5

Nach den ersten vier Arabesquen, allesamt von rhythmisch aufgeregtem Charakter, klingt die letzte nun ganz anders. Sie zeichnet sich durch ruhige, eindringliche Akkorde aus.

14:25 subito ppp nach Klimax

Die Komponistin des Werkes Alisson Kruusmaa (*1992) ist heute eine der erfolgreichsten estnischen Komponistinnen. Ihr wurde der Musikpreis des Jahres 2021 der Kulturstiftung Estlands verliehen.

15:37 Flagolett-Ton Violine 1

Das Werk endet mit geisterhaften Klängen, die man als Flageolett-Töne bezeichnet: Sie werden durch eine leichte Berührung der Instrumentensaite erzeugt. Die Musik scheint sich dabei wieder ins Nichts zurückzuziehen.

Text: Joschua Lettermann

Ludwig van Beethoven

5. Sinfonie 

1. Satz Allegro con brio

Dauer: 07:01

00:00 Hauptthema
Ta-ta-ta-taa!!! Die berühmtesten vier Noten der Musikgeschichte bilden den Anfang der Sinfonie. So klopft das Schicksal an die Pforte ... Oder ließ Beethoven sich hier von einem Singvogel inspirieren, wie eine andere Geschichte berichtet?

00:42 Hörner kündigen zweites Thema an
Gegensätzlich dazu kündigen die Hörner nun das zweite, lyrische Thema an. Die 5. Sinfonie wird häufig als Auftakt für neue Orchester gewählt und dann beim allerersten Konzert aufgeführt.

01:25 Hauptthema
Das „Schicksalsthema“ wurde während des Zweiten Weltkrieg von der BBC als Erkennungsmelodie für den Sieg verwendet. Im Morsealphabet steht „kurz-kurz-kurz-lang“ für den Buchstaben V, wie Victory (dt. Sieg).

02:06 Wiederholung des zweiten Themas
Die berühmte Interpretation des Hauptthemas als „das Schicksal klopft an die Pforte“ stammt von Beethovens Sekretär Anton Schindler. Er fälschte Teile von Beethovens Memoiren und legte ihm auch diese Worte in den Mund.

03:00 durchgängige Achtel in Va und Vc, Viertel-Tonleiter in Violinen
Mit seinem zentralen Schicksalsthema weist dieses Werk unweigerlich Bezüge zu Beethovens eigenem Leben auf. Die dramatische Verschlechterung seines Gehörs und sein kompliziertes Liebesleben sind mögliche Themen.

04:17 Oboensolo
Wie aus dem Nichts setzt eine einzelne Oboe mit einem schwermütigen Solo ein. Dachte Beethoven hier an seine leidenschaftliche Liebe zu Josephine von Brunswick, die während der Arbeit an dieser Sinfonie ein Ende fand?

05:30 abwechselnde Achtelgruppen zwischen Bläsern und Streichern
Nachdem Beethoven von Josephine abgewiesen worden war, erlebte er einen kreativen Aufschwung. Plötzlich fand er die Energie, sowohl die 4. als auch die 5. Sinfonie zu vollenden.


2. Satz Andante con moto
Dauer: 08:58

00:00
In diesem elegant klingenden zweiten Satz wechseln sich ständig zwei Themen ab. Er beginnt mit einem zärtlichen, lyrischen Thema in den Bratschen und Celli, begleitet von den Kontrabässen.

01:04 Zweites Thema, kraftvoll 
Die Oboen, Hörner und Trompeten spielen nun das zweite, kraftvolle Thema. Die Pauken verleihen der triumphalen Atmosphäre mehr Nachdruck. 

01:49 Variation über das erste Thema
Wir hören eine Variation des ersten Themas. Beethoven wechselt nicht nur die beiden Themen miteinander ab, sondern nutzt jeweils auch Variationen. Diese so genannte „Doppelvariation“ ist recht ungewöhnlich. 

02:50 Musik kraftvoll
Noch einmal klingt die Musik heroisch. Die 5. Symphonie gehört zu Beethovens „heroischer Periode“. Die Werke aus dieser Zeit strahlen bereits die Atmosphäre der Romantik aus und gehören zu seinen beliebtesten Kompositionen.

03:33 Schnelle Variation der Geigen über das erste Thema
Es folgt eine weitere Variation über das erste Thema, die Geigen spielen eine schnelle Melodie. Höre, wie die Bläser dann eine kontrastierende Melodie hinzufügen!

04:23 Steigende Tonleitern, dann nahezu Stille
Dieses Werk war nicht sofort populär; man hatte sich noch nicht von Beethovens bahnbrechender Eroica (3. Symphonie) erholt. Aber so, wie die Tonleitern hier die Höhen erklimmen, begann auch der Aufstieg von „Der Fünften“.

05:56 Fröhliche Melodie
Der niederländische Dirigent Frans Brüggen kann an Beethoven nichts Schlechtes finden: „Er ist der perfekte Komponist, genau wie Bach: Jede Note ist eine gute Note.“

07:17 Beschwingte Variation
Die Reihe an Variationen über Themen, die Beethoven uns präsentiert, scheint kein Ende zu nehmen. Plötzlich ist eine noch schwungvollere Version zu hören. Einen Moment lang wirkt das Andante wie Tanzmusik.


3. und 4. Satz Allegro & Allegro
Dauer: 14:59

 

00:00
Ein sanft aufsteigendes Thema in den Streichern eröffnet den dritten Satz. Es steht in starkem Kontrast zu den lauten Hörnern, die mit einem Motiv im Rhythmus des Eröffnungsthemas (1. Satz) einfallen.

00:50 Einsatz Oboe und Hörner
Beethoven präsentierte dieses Werk 1808 zusammen mit seiner 6. Symphonie. Damals war es bitterkalt im Saal, das Orchester hatte zu wenig Zeit zum proben und stolperte so über schwierige Stellen in diesem Satz.

01:44 Trio beginnt
Die tiefen Streicher setzen mit schnellen, kraftvollen Figuren ein. Der mittlere Teil, das „Trio“, hat begonnen. Für einen Moment ist die Musik nun spielerisch und unbeschwert. Die düstere Stimmung des Anfangs wurde vertrieben. 

02:55 Lieblichere Musik, Holzbläser
Jetzt sind die Holzbläser an der Reihe, ihre Variationen zu spielen. Die absteigende Flötenlinie beendet das „Trio“ und führt uns zurück ins „Scherzo“. Die Stimmung wird wieder düsterer. 

03:33 Pizzicato der Streicher, Schicksalsmotiv der Holzbläser
Die sanften Holzbläser und zupfenden Streicher deuten dezent das Motiv „Kurz-kurz-kurz-lang“ an.  Wenn es sich um das Schicksal handeln sollte, dann schleicht es jetzt auf Zehenspitzen davon. 

04:20 Langer Akkord der Streicher
Während die Streicher einen langen Akkord halten, lassen die Pauken das Eröffnungsmotiv ausklingen. Es folgt ein Ausbruch: Aus der Dunkelheit treten wir ohne Pause in das Licht des letzten Satzes. 
 

4. Satz Beginn

00:00 - 04:56 Beginn des Finales, triumphales Hauptthema
Beethoven hob sich für dieses Finale nicht weniger als drei Posaunen, ein Piccoloflöte und ein Kontrafagott auf. Es handelt sich um Instrumente, die eine Neuheit in der Sinfonie darstellten.

01:00 - 05:56 Zweites Thema, vierteiliges Motiv
Beethoven beendete seine Sinfonie nicht wie gewohnt in der Tonart und Stimmung, in denen er das Werk begann. Denn: „Auf Trauer folgt Freude, auf Regen folgt Sonne.“ Der Stimmungswechsel ist jetzt komplett.

01:54 - 06:50 Triumphales Hauptthema
In der 5. Symphonie arbeiten alle Sätze auf diesen Sieg über das Schicksal hin. Die gesamte Musik der vorangegangenen Sätzen hat zu diesem meisterhaften Finale geführt, in dem eine triumphale Stimmung herrscht.

02:55 – 07:51 Neues Thema
Beethoven wollte einen kraftvollen Schluss: „Mit drei Posaunen und Piccolo, zwar nicht drei Pauken, dies wird aber mehr Lärm als sechs Pauken machen, und zwar besseren Lärm.“

03:55 - 08:51 Variationen über das zweite Thema, vierteiliges Motiv
Die Flöten spielen fröhlich aufsteigende Motive. Es handelt sich um Variationen des zweiten Themas, das Beethoven uns diesmal in Fragmenten präsentiert.

05:19 - 10:15 Plötzliche Ruhe
Plötzlich schleicht sich die Stimmung des dritten Satzes auf Zehenspitzen heran. Wir kehren zur Tonart Moll zurück. So gelingt Beethoven einmal mehr ein dramatischer Übergang von der Dunkelheit zum Licht.

06:18 - 11:14 Absteigende Melodie
Mit den extremen Emotionen und den großen Gesten, die der Komponist hier ungehemmt präsentiert, ist dieses Allegro romantische Musik im wahrsten Sinne des Wortes.

07:48 - 12:44 Coda beginnt
Der Schluss der Sinfonie ist außergewöhnlich lang. Es scheint, dass Beethoven dieses Muster von seinem bewunderten Komponisten Luigi Cherubini übernommen hat, der es in seiner Oper Eliza verwendete.

09:00 - 13:56 Achtel in den Holzbläsern
Das Licht blendet jetzt. Laut dem Komponisten E.T.A. Hoffmann eröffnete uns Beethoven mit diesem Werk „das Reich des Kolossalen und Unermesslichen. Glühende Lichtstrahlen flitzen durch die dunkle Nacht.“

Text: Eline Levering